Mit anderen Augen – Wie ich durch meine Tochter lernte, die Welt neu zu sehen
Fabian Sixtus Körner
Aber dann kommt alles anders: Yanti kommt mit ein paar Chromosomen zu viel auf die Welt. Völlig unterwartet halten Fabian und Nico nach einer schweren Geburt eine kleine Tochter mit Downsyndrom im Arm. Wie konnte das passieren, warum ausgerechnet ihnen, denen ein geregeltes Leben mehr als jedem anderem ein Graus ist? Gespräche mit anderen betroffenen Eltern machen alles noch schlimmer: Ihre Welt scheint aus den Angeln gehoben, alle Zukunftspläne dahin, Reisen mit ihrem besonderen Kind, das noch dazu die ersten Wochen nach der Geburt in Lebensgefahr schwebt, unvorstellbar.
Doch es dauert nicht lang, da erwacht der Kampfgeist in den beiden Fernwehgeplagten. Nein, sie wollen ihrer Tochter kein tristes Leben unter mitleidigen Blicken zumuten und sich verstecken, sie wollen Yanti die Welt zeigen und ihr und sich selbst beweisen, was alles möglich ist. Drei Monate entfliehen sie dem grauen Berlin in die Dominikanische Republik und kommen als Familie zu sich. Mit einer kurzen Unterbrechung in Deutschland (Yanti muss regelmäßig Arztbesuche bewältigen) starten sie erneut mit einem Campervan nach Südeuropa. Immer dabei: Ein strahlendes, fröhliches Baby, das zufriedener nicht sein könnte.
Der Autor schafft es, durch die schonungslose Offenbarung seiner intimsten Gedanken nach Yantis Geburt und Rückblenden auf seine Lebensweise und Einstellung zuvor, dem Leser den radikalen Wandel, den Yantis Geburt in seiner Denkweise ausgelöst hat, echt zu vermitteln. Ein Leben mit einem besonderen Kind ist nicht das Ende der Welt. Es muss auch nicht das Ende des Reisens sein. Im Gegenteil. Es ist eine Herausforderung, die beide Eltern gern annehmen und anderen betroffenen Eltern damit richtig Mut machen, auch ihren Kindern die Welt zu zeigen, statt sich mit ihnen zu verstecken. Es gibt dazu keinen Grund.