Alleinerziehend auf Weltreise
Yorck und Margarethe: Ich bin 48, und mein Sohn ist 10. Wir sind gerade zurückgekehrt von einem Fly around the world. Gestartet sind wir von Hamburg Anfang Januar in Richtung Amerika. Wir haben dort Verwandte besucht. Da die nicht in riesig großen Städten wohnen, mussten wir leider ziemlich viele verschiedene Flüge nehmen, und natürlich immer auf Flughäfen rumhängen. Das war nicht ganz so toll, ließ sich aber ja nicht vermeiden, und Yorck fiel zum Glück auch meistens was ein, um sich die Zeit zu vertreiben. Ein Weltreisebericht.
Nach 10 Tagen flogen wir dann von Los Angeles über den Pazifik nach Brisbane. Das war eines der wenigen Male, wo ich wirklich Angst hatte. Der Flug war total unruhig zu Beginn. Das Flugzeug fiel in Luftlöcher, knarrte, wackelte und es war echt unheimlich. Wurde dann auch irgendwann besser.
In Brisbane hatten wir eine Unterkunft bei Privatleuten über AirBnB gebucht. Das ist eine Seite, die ich durch Zufall fand, sehr gut aufgebaut, übersichtlich. Es werden Privatzimmer in einem Apartment zum Beispiel vermietet, aber auch Ferienhäuser kann man über die Seite mieten. Wenn sie denn gelistet sind. Wir blieben da eine Woche, um uns zu akklimatisieren und erst mal in Australien richtig anzukommen. Brisbane hatte eine tolle Badelagune in der Innenstadt und wunderbare Museen. Auch für Kinder. Ansonsten waren wir in einem Koala Park und mussten erst einmal Plastikschuhe kaufen, weil es arg viel regnete.
Australien: Immer an der Ostküste entlang
Ich hatte die Reise nicht bis ins Detail geplant, weil ich Freiraum für spontane Entscheidungen wollte. Ich hatte deshalb nur die Ankunftszeit in Brisbane und dann einen Weiterflug von Perth nach Bali zu einem festgesetzten Termin. Die Flüge innerhalb Australiens habe ich direkt per Internet vor Ort gebucht. Und ursprünglich hatte ich auch über einen Camper nachgedacht, habe dann aber beschlossen, dass es doch handlicher ist, manche Strecken zu fliegen oder mit dem Bus zu fahren. Auch das war die richtige Entscheidung, denn so musste ich manche Strecken nicht bewältigen, sondern konnte schön im Bus sitzen. Da keine Ferienzeit in Australien war, waren die Busse auch nicht voll besetzt und jeder hatte eigentlich immer zwei Plätze, um sich ausbreiten zu können.
Mein Kind schläft zum Glück ohne Probleme jeden Tag woanders, das könnte vielleicht bei manchen ein Problem sein. Unterkünfte hatten wir sehr verschiedene, zum Teil bei Privatleuten, die ein Zimmer übrig haben und vermieten. Wir waren in Jugendherbergen, privaten Hostels, in Cabins auf Zeltplätzen und auch in Motels.
Ich persönlich kenne viele Kinder im Bekanntenkreis, die öfter die Nase gerümpft hätten ob der manchmal spartanischen Unterkünfte. Aber ich wollte nicht wirklich Unsummen für Übernachtungen ausgeben. Und wir hatten interessante Kontakte dadurch und mein Sohn weiß jetzt schon mal, wie es ist, wenn man mit 18 Jahren dann alleine vielleicht durch die Welt reist. Gemeinschaftsduschen, Gemeinschaftsküche, aber auch junge Leute, die man überall treffen kann, weil sie genauso reisen wie man selber. Ich fand es klasse, mein Kind auch, wobei wir natürlich unterwegs nicht viele Kinder trafen, weil keine Schulferien waren. An Unternehmungen hatten wir einen Mix aus Kultur, Kinderprogramm, Stadtbesichtigungen, Strand und einfach Neues sehen und erleben. Wir entschieden auch irgendwann die weiteren Reiseabschnitte zusammen.
Mein Kind wollte gerne nach Opalen schürfen, also machten wir dort Halt für einen Tag, dafür durfte ich mir was anderes aussuchen. Insgesamt sind wir 2 Monate durch Australien gereist. Angekommen sind wir in Brisbane, dann mit dem Bus weitergefahren nach Airlie Beach, von wo aus wir mit einer Segelyacht 3 Tage zu den Whitsundays und zum Schnorcheln fuhren.
Danach weiter nach Cairns mit dem Bus. Dort gingen wir Angeln, begegneten auch Krokodilen, zum Glück saßen wir ja im Boot. Wir sahen uns natürlich die Stadt an und wohnten bei einem lustigen Paar ein wenig außerhalb. Aber die Busverbindungen waren gut und ich buchte noch eine Tour ins Outback und die Atherton Tablelands. Es war eine Tour von Deutschen, total klasse, weil es waren wir zwei und Kristin, unser Guide. Wir sind 2 Tage lang unterwegs gewesen, bei Wasserfällen, alten Aboriginal Malereien, Silberminen, Bananenplantagen, Kaffeeplantagen, Teefeldern, Termitenbauten, Jahrhunderte alten Grasbäumen. Haben unter Wasserfällen gebadet, was ganz irre war, riesige Bäume bestaunt und bekamen total viel interessante Informationen. Gerade diese Reiseagentur besteht allerdings wirklich nur aus zwei Leuten, und ich hatte Glück, dass das gerade so gepasst hat. Besser rechtzeitig anfragen und buchen: Northern Exlorer Tours in Cairns.
Von Cairns flogen wir nach Sydney. Dort wohnten wir in einem Hostel in der Innenstadt. Waren natürlich am Bondi Beach, in Manley, auf dem Sydney Eye, Stadtrundfahrt, das übliche denke ich, was man in Sydney so macht. Besonders toll, gerade für meinen Sohn, war allerdings auch die Gegend Habourfront. Und ich fand den Fischmarkt gigantisch.
Ab Sydney mietete ich ein Auto und wir fuhren auf der Küstenstraße über Melbourne nach Adelaide. Wir hatten uns 2 Wochen Zeit dafür genommen und das hat auch gut geklappt. 3 wären natürlich besser gewesen, aber wir wussten nicht, ob wir noch nach Alice Springs fahren wollten und das hätten wir sonst keinesfalls geschafft. Besonders toll war Kangaroo Island. Und auf Philipp Island waren die tollsten Wellen überhaupt, die wir erlebt haben.
Wir blieben einige Tage in Adelaide, und fuhren dann mit dem Bus über Coober Pedy nach Alice Springs. In Coober Pedy schürfte mein Sohn nach Opalen, fand auch schöne Splitter in einem Noodling Pit. Die trockene Hitze dort war für uns beide bedeutend angenehmer als die feuchte Luft in Cairns zum Beispiel oder auch in Brisbane.
Schon in Adelaide hatte ich eine 3 Tages-Tour zum Uluru, Kata Tjuta und Kings Canyon gebucht. Auch dabei hatten wir totales Glück, weil der Bus war klein, nicht voll gebucht, so dass jeder wieder mehrere Plätze in Anspruch nehmen konnte. Die Wege waren weit, und ich denke mit voller Besetzung wäre das bedeutend anstrengender gewesen. Bin ja auch nicht mehr die Jüngste.
Wir schliefen in Swags unter freiem Himmel und es war absolut toll. Auch eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Uluru war klasse, Kata Tjuta auch, aber am Besten war der Kings Canyon.
Wenn man schon da ist, auf jeden Fall mitmachen. Und auf diesen Fahrten waren natürlich meistens Leute zwischen 20 und 30 Jahren. Heißt, mein Kind war immer der Jüngste, und ich immer die Älteste. Aber wir hatte nie Probleme damit. Die vielen Stufen hoch im Kings Canyon waren für mich super anstrengend, obwohl ich durchaus sportlich bin, aber unser Guide war sehr rücksichtsvoll und aufmerksam und auch die anderen Mitreisenden durchweg angenehm. Es war eine tolle Gemeinschaft für die 3 Tage.
Indonesien – Singapur: Erholung auf den Gilis
Nach Australien waren wir 10 Tage auf Bali, 3 davon allerdings noch auf einer kleineren Insel namens Gili Travangan. Auch in Indonesien hatten wir 4 verschiedene Unterkünfte.
Um einen Schulfreund zu besuchen, sind wir dann noch 5 Tage nach Singapore geflogen, was uns allerdings beiden nicht so riesig viel Spaß gebracht hat. Singapore ist keine wirklich schöne Stadt und natürlich gab es genug zu sehen und zu erleben, aber stattdessen hätten wir vielleicht lieber doch noch einen tollen Strand besuchen sollen.
Fazit: Eine Erinnerung fürs Leben
Seit Ostern sind wir wieder zurück. Da wir vor unserem Fly Around the world trip noch ca. 7 Monate in Irland gelebt haben, waren wir insgesamt fast ein Jahr weg von Deutschland. Ich habe die intensive Zeit mit meinem Kind total genossen und es war der ideale Zeitpunkt für so eine Unternehmung. Ich war noch jung genug, um im Auto zu schlafen, nur 2 Mal, und mein Sohn war noch jung genug, um gerne mit mir in einem Bett zu schlafen.
„Was ich überhaupt kein Problem fand, war, alleine mit meinem Kind unterwegs zu sein. Es gibt nicht so viele Zwänge, um die man sich streiten muss, wenn der Alltag nicht da ist. Das Lebensgefühl für beide war ein leichteres.“
Da ich ihn früh eingeschult hatte, ist er jetzt im Alter der anderen Klassenkameraden. Er spricht fließend Englisch, weil er in den Monaten in Irland natürlich eine Schule besuchte, und wird sich hoffentlich sein Leben lang an diese Reise erinnern. Für mich war es ganz wichtig, noch mal ganz was anderes in meinem Leben zu unternehmen. Und auch für einen längeren Zeitraum als einfach in den Sommerferien. Ich kann jedem, der sich so etwas beruflich wie privat leisten kann, nur empfehlen. Schon in der Grundschule werden die Ansprüche immer härter, für uns Erwachsene auch. Ich bin gerne wieder zurückgekommen, genieße auch die Annehmlichkeiten eines ständigen Wohnsitzes, wie Waschmaschine, Freunde, wiederkehrende Unternehmungen, bin Mitglied in einem Orchester und all solche Sachen, aber die Zeit mit meinem Kind fern von Deutschland war eine der intensivsten in meinem Leben.
Ich bin froh, und glücklich, dass ich es mir leisten konnte, und dass wir es gemacht haben. Auf der Reise habe ich auch ein Tagebuch geschrieben, ganz klassisch auf Papier, um möglichst viel Erlebnisse wieder aus der Vergessenheit heraufholen zu können. Und damit sich mein Kind auch noch in 20 Jahren an Erlebnisse aus seiner Kindheit erinnern kann. Ich natürlich auch.
Autorin: Anke Pfeifer